Nur das Original sorgt für Gänsehaut

15 Apr

Viele versuchen es zu imitieren, doch an das echte „You’ll never walk alone“ kommt niemand so richtig heran. Das haben uns die Fans des FC Liverpool einmal mehr vor dem unglaublichen Spiel gegen den BVB am Donnerstagabend (4:3) gezeigt. Das ging runter wie Öl. Wer da keine Gänsehaut bekommen hat, ist kalt wie Eis. Macht den Selbsttest:

 

Zehn Fakten über die Fans des VfL Bochum

13 Apr

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So voll wie auf diesem Bild, ist es im Ruhrstadion nur selten. Das hat verschiedene Gründe. Foto: Giustolisi

Aus gegebenen Anlass (siehe: Kritik von Gertjan Verbeek an die Fans des VfL Bochum) sind hier zehn Fakten, die man über den VfL und seine Fans wissen sollte.

  1. Voll wird es beim VfL nur selten. Wenn der FC Bayern an die Castroper Straße kommt, ist das Stadion aber ausverkauft. Dann kommen Menschen, die man vorher noch nie im Stadion, geschweige denn in der Nähe eines Fußballplatzes jeglicher Couleur gesehen hat.
  2. Wenn der FC Schalke oder Borussia Dortmund an die Castroper Straße kommen (waren das noch schöne Zeiten!), ist das Stadion voller Leute, die nicht für den VfL Bochum sind. Klar, wie sollte man das Stadion sonst füllen?
  3. Spielt der VfL am Freitagabend, kommen mehr Fans als sonst, da dann noch die Studenten in der Stadt sind, die erst am Samstag in ihre Heimatkaffs fahren. Beim Stadionbesuch geht es nicht um den Fußball, sondern um den Lifestyle: Fiege-Bier, Bratwurst und danach ab ins Bermuda-Dreieck – der Stadionbesuch als Ort zum Vorglühen für den Freitagabend. Konstante Stadiongänger sind die Studis aber nicht.
  4. Am Saisonende kommen mehr Fans als sonst. Nach dem Motto: „Wir tun uns das noch einmal an und dann ist erstmal Pause.“
  5. Ist das Stadion mal ausverkauft, herrscht Chaos auf der Ostkurve, ach was, rund um das ganze Stadion! Parkplätze, das ist irgendwie klar, sind rar, die A40 dicht, die Straßenbahnen überlastet, auf der Ostkurve die Zugänge verstopft und die Kurve an sich sowieso viel zu voll.
  6. Die Westkurve ist immer leer, weil a) die Stimmung zwischen Rentnern, Familienausflüglern und Antifußballern zu Wünschen übrig lässt und b) Sandhausen, Heidenheim und Co. niemals 3000 Plätze füllen werden. Gut, dass der VfL immerhin die Preise für die Heimfans gesenkt hat.
  7. Auf der Ostkurve stehen zu viele Menschen, die eigentlich in der Westkurve (siehe Punkt 6) besser aufgehoben wären. Zu viele von ihnen singen nicht mit, weil sie die Texte nicht kennen oder einfach nur Schlaftabletten sind, andere sind nur aus Neugier gekommen, weil in der Stadt grad nichts los war. Um so weiter außen man in der Ostkurve steht, desto schlimmer. Wer die Mannschaft anfeuern will, sollte aufpassen, dass er die Nachbarn nicht beim Gespräch stört.
  8. Es kommen im Schnitt gefühlt nur um die 13.000 Zuschauer ins Ruhrstadion, weil der VfL einfach nicht mehr Fans hat. Das mag auch an der großen Fußballclubdichte in Nordrhein-Westfalen liegen. Schalke und der BVB saugen ja schon fast alles an Fans auf, was nicht bei drei auf die Bäume springt. Klar, bei Facebook hat der VfL fast 100.000 Sympathisanten, aber mehr als das sind sie auch nicht. Ein ausverkauftes Ruhrstadion gelingt in der Regel nur durch Hilfe der Auswärtsfans. Oder, wenn der VfL mal konstant erfolgreich ist.
  9. Block A und B sind Orte, an denen sich weiße Männer im Alter zwischen 40 und 50 Jahren ihren Frust aus der Seele schreien. Nirgendwo sonst im Stadion (außer vielleicht in der Moritz-Fiege-Lounge) ist die Rate an Männern mit Midlife-Crisis höher, als dort.
  10. So laut, wie sie immer dargestellt werden, sind die VfL Fans nicht. Wer auch immer den Mythos vom Donnerchor aufgestellt hat, war wohl im falschen Stadion. Ja, wenn der VfL führt und die Stimmung bei den Fans gut ist, kann es wirklich laut werden, aber wann ist das schon der Fall?

 

Anmerkung: Diese Zeilen wurden von einem VfL-Fan verfasst, der mal in der Ostkurve, mal in Block A und B und selten auch mal die Westkurve besucht.

Nur der erste Schritt

8 Jan

Thomas Hitzlsperger hat sich geoutet. Nun müssen Vereine und Fans nachziehen

Es ist raus: Thomas Hitzlsperger ist schwul. Was ist an dieser Nachricht so besonders? Vielleicht die Tatsache, dass er der erste wirklich bekannte deutsche Profifußballer ist, der sich als homosexuell outet. Mehr aber auch nicht.

Bereits 2007 äußerte sich Zweitliga-Profi Marcus Urban zu seiner Homosexualität, aufgrund derer er aus dem Profigeschäft austrat. Eine große Diskussion über Homosexualität im Fußball löste er dadurch aber nicht aus.

Und Thomas Hitzlsperger? Auch er wartete bis zu seinem Karriereende, um der Welt mitzuteilen: es gibt Homosexualität im Fußball. Warum eigentlich erst so spät? Dass auch „the Hammer“ schwul ist, hatten wilde Spekulanten bereits nach seiner Last-Minute-Trennung vor der geplanten Hochzeit mit seiner damaligen Verlobten prophezeit. Damals waren es nichts als Gerüchte.

Die Entscheidung des ehemaligen Kapitäns des VfB Stuttgart ist wichtig. Doch auch Thomas Hitzlsperger wird Homophobie im Fußball zunächst nicht aus der Welt schaffen. Hitzlsperger hat nur den ersten Schritt gemacht. Was es nun braucht, sind aktive Schwule Fußball-Profis, die an die Öffentlichkeit gehen.

Die wird es jedoch nur geben, wenn sich die Gesellschaft, vor allem die im Fußball, verändert. Dazu braucht es eines: mehr Toleranz seitens der Fans, aber auch seitens der Vereine. Auch diese sollten jetzt ein Zeichen setzen.

Was gesagt werden muss über… den VfL Bochum

30 Okt

Der VfL hofft wieder auf bessere Zeiten - wie hier im Spiel gegen den FC Bayern. (Foto: gefahrenhorst)

Der VfL hofft wieder auf bessere Zeiten – wie hier im Spiel gegen den FC Bayern. (Foto: gefahrenhorst)

Lieber VfL Bochum,

was hast du am Montagabend getan? Du wolltest gegen den die Roten Teufel aus Kaiserslautern ein gutes Spiel abliefern, die bedrohliche Lage verbessern, eine Kehrtwende einleiten, die Fans wieder auf deine Seite holen. Stattdessen musste ich mich für dich schämen. Statt ein Feuerwerk abzubrennen, das sich so manch ein VfL-Treuer gewünscht hätte, spieltest du, als hättest du die Fußballkunst gerade erst erlernt.

Du bekamst Matmour, den Roten Teufel auf deiner linken Seite nicht in den Griff, hattest mit Richi im Sturm mal wieder die Scheiße am Stiefel und zeigtest mit Ken Ilsö zwar deine schönste Frisur, nicht aber deinen schönsten Fußball. Dein Marcel Maltritz chippte wie so oft den Ball blind ins vordere Drittel des Schandflecks namens Rewirpowerstadion, dein „Mittelfeldmotor“ Christian Tiffert diskutierte mehr mit dem Schiedsrichter, als seine klugen Worte in Taten umzusetzen und überhaupt, der Ball ward nie länger in deinen Reihen, als mir lieb war. Dass dein Trainer-Krösus Peter der Große drein schaute, wie sieben Tage Regenwetter, wundert mich nicht.

Lieber VfL, ein Spiel ohne Gegentore und ein mickriger Punkt gegen den selbsternannten Aufstiegskandidaten aus der Pfalz hätte dich vor einiger Zeit unzufrieden gestimmt, stattdessen sprichst du nach dem Spiel von „kleinen Schritten“ und „ordentlicher kämpferischer Leistung“. Reicht dir das? Ich hoffe in Cottbus wird es besser.

Glück auf! 

Was gesagt werden muss über… Mario Balotelli

21 Jun

Mario Balotelli: Was soll er mit seinen Superkräften blos? (Quelle: it.ibtimes.com)

Mario Balotelli: Was soll er mit seinen Superkräften blos? (Quelle: it.ibtimes.com)

Nun lasst diesen Jungen in Ruhe! Einen Mario Balotelli kann man nicht formen, man muss ihn nehmen, wie er ist. Mario Balotelli ist ein Unikat, ein Typ, ein Genie – und er ist geisteskrank dazu. Er bringt alles mit, was ein Stürmer braucht. Manchmal wirkt er wie der fleischgewordene italienische Obelix: in einen Topf voller Zaubertrank gefallen, weiß er nicht, wie er mit seinen Superkräften umzugehen hat. Dabei kommen dann Dinge raus, wie im Halbfinale der EM 2012 zwischen Italien und Deutschland. „Super Mario“ traf doppelt, mitten ins deutsche Fußballherz. Wo er die Urgewalt seines fulminanten Schusses zum 2:0 aus 30 Metern herholte, weiß bis heute nur Balotelli.

Doch es gibt auch die Kehrseite dieser zweibeinigen Tormaschine. Impulsiv, skandalträchtig, durchgedreht – mit diesen Adjektiven lässt sich der 23-Jährige am besten beschreiben. Erst kürzlich wettete er, dass Real Madrid es nicht ins Finale der Champions-League schaffen würde. Der Wetteinsatz: Eine Nacht mit seiner Freundin Fanny. Der Wetteinsatz galt für alle Spieler Madrids. Dass „Super-Mario“ in seiner Zeit bei Manchester City mehr Schlagzeilen aufgrund seiner Taten abseits des Fußballplatzes schrieb, statt durch Tore zu glänzen – geschenkt. Mario Balotelli spielt nun wieder in Italien, beim AC Mailand. Erst neulich versprach er, sich „demütig und professionell“ gegenüber seinem Beruf zu verhalten. Das Versprechen hielt nur wenige Tage, bis Balotelli nach seinem Tor beim Konfed-Cup sich beim Torjubel des Trikots entledigte und dafür die gelbe Karte sah. Italiens Coach Cesare Prandelli kochte vor Wut: „Dumme Gelbe Karten kann man sich in einem Turnier wie diesem nicht erlauben“. Balotelli nach dem Spiel: „Sorry, ich wusste nicht, dass es hier diese Regel gibt“. Einfach herrlich dieser Balotelli!

Die Fußballtherapie – Nachspielzeit

26 Mai

Quelle: tagesspeigel.de

4 Minuten sind keine besonders lange Zeit. Meist vergehen die damit verbundenen 240 Sekunden oder 24.000 Hundertstel doch recht schnell. Außer wenn man Fußball schaut. Und das Spiel einen ausgeglichenen Spielstand hat. Da ist es egal ob es sich dabei um ein 0:0, 2:2 oder 17:17 handelt. Oder wie hier ein 1:1. Dann kann es sich um eine Ewigkeit handeln. Vor allem wenn der Gegner, trotz Unterzahl, plötzlich einen Eckball hat. Dieser wird scharf und hoch auf das lange Eck unseres Fünfmeterraums gebracht, wo Dabrawski in das Kopfballduell mit dem gegnerischen Innenverteider Kallor geht. Obwohl als Erster am Ball köpft er aus Versehen Kallor, der nach dem Sprung schon wieder auf dem Weg abwärts ist, an die linke Schulter. Von da aus tropft der Ball in die Mitte ab wo der gegnerische Mittelstürmer lauert. Ein perfekter Absprung und eine optimale Seitwärtsdrehung  legt er zum Seitfallzieher an. Der Ball kommt genau auf den Vollspann und wird durch einen strammen Schuss in Richtung Führung katapultiert. Unser Torwart hat keine Zeit mehr eine Hand hochzubekommen und entscheidet sich für die logische Abwehrvariante. Relfexartig dreht er sein Gesicht in Richtung des herannahenden Balles und stoppt das fast sichere Tor mit seinem Nasenbein. Während er selbst zu Boden sinkt kann Klöppin, der am zweiten Pfosten stand, zur nächsten Ecke klären.

Unser Torwart Lutte rollt sich in Embryonalhaltung auf dem Rasen rum, das Gesicht in den großen Torwarthandschuhen vergraben. Der Schiedsrichter lässt das Medizinteam auf den Rasen und die Jungs legen einen astreinen Sprint über das halbe Feld mit ihrem rotem Erste-Hilfe-Köfferchen hin. Frederico staunt nicht schlecht und fragt sich vermutlich, wie die so schnell rennen können. Die Behandlung dauert nicht lange und schon geht es weiter. Wieder alles zurück auf Anfang und die Ecke kommt von der gleichen Seite rein.

Diesmal nutzte das gegnerische Team eine zweite Variante und schlägt den Ball flach auf den kurzen Pfosten. Dort steht Freiher und befördert den Ball direkt wieder ins Aus. Die Sekunden verrinnen auf der Uhr. Noch 1 Minute zu spielen. Und schon kommt der gegnerische Torwart auch mit nach vorne, in der Hoffnung, dass in ihm ein Jens Lehmann oder Frank Rost steck. Wir sind vor der vermutlich letzten Chance nahe dem nervlichen Zusammenbruch. Mein Bierbecher ist schon zu ¾ geleert, weil ich dauernd einen neuen großen Schluck brauche. Die Anspannung sorgt sogar für Stille bei dem magischen Trübinen-Trio Schlacks, Bierbauch und Mr. Fotze, die alle wie gebannt auf die andere Spielhälfte blicken.

Diesmal wird wieder die erste Eckballvariante genutzt und der Ball kommt mit Schmackes auf den zweiten Pfosten. Hektische Bewegungen im Fünf-Meterraum, die ersten Spieler fliegen unter dem Ball vorbei, der gegnerische Torwart steht goldrichtig und springt ab. Im selben Moment tut Lutte ihm dies gleich, allerdings springt er statt senkrecht mehr diagonal nach oben um mit der gestreckten Faust noch den Ball zu erreichen. Es kommt zum Duell der Torhüter. Lutte erreicht den Ball Millisekunden vorher und boxt ihn aus der Gefahrenzone. Dieser wird dabei noch unglücklich von einem aufgerückten gegnerischen Verteidiger abgefälscht und landet direkt bei dem wartenden Frederico. Er braucht sich nicht wirklich umzuschauen, sondern drischt den Ball aus der Drehung nach vorne.  An der Mittellinie wartete Devic auf die unwahrscheinliche letzte Chance und versucht nun mit Händen und enorm viel Körpereinsatz das Laufduell gegen den letzten verbliebenen Verteidiger zu gewinnen. Während dessen hasten alle anderen gegnerischen Spieler panikartig zurück in die eigene Hälfte um das verwaiste Tor vielleicht doch noch beschützen zu können.

Im Stadion halten alle die Luft an. 18.276 Zuschauer beobachten das letzte Duell. Der Ball rutscht über den Rasen und ist fast auf Höhe des Sechszehners. Devic scheint im Nachteil, wodurch der Verteidiger noch klären könnte. Doch im letzten Moment macht er mit den Füßen voran einen großen Satz und bugsiert den Ball in Richtung des leeren Tores. Der mitgeeilte Verteidiger kann da seine Laufbahn nicht schnell genug ändern und ist raus, während der gegnerische Torwart es tatsächlich noch in den Sechzehner geschafft hat. Mit einem Hechtsprung versucht er den Ball noch zu erreichen. Die Fingerspitzen scheinen diesen noch zu berühren. Doch vergeben. Tor.

Das Stadion explodiert. Es ist wie ein einziger gewaltiger Aufschrei aus tausenden Kehlen. Es spielen sich unglaubliche Szenen ab, alle liegen sich in den Armen. Simon und mich umarmt plötzlich die Perle des Herrn mit der unruhigen Pulsschlagader und es ist mir scheiß egal. Ihm anscheinend auch, denn er schlägt auf ein mir fast die Hand brechendes High-Five ein. Die Stimmung ist famos, alle drehen faktisch durch, als die Anspannung sich löst. Der Schiedsrichter hat das Spiel mittlerweile abgepfiffen und unsere Spieler liegen sich in den Armen. Sämtliche noch vorhandenen Bierreste auf der Ostkurve sind durch das Tor wild umher geschüttet worden und auch ich habe den Rest meines Bieres fair mit allen um mich herum geteilt. Wir feiern als hätten wir gerade die Meisterschaft gewonnen.